Die astronomische Datierung der klassischen Mayakultur (500 - 1100 n. Chr.)
Implikationen einer um 208 Jahre verschobenen Mayachronologie
Andreas Fuls
Die klassische Mayakultur wird in der zur Zeit verwendeten Standardchronologie von Goodman,
Martínez und Thompson in die Zeit von ca. 300 bis 900 n. Chr. datiert. Sie beruht auf dem Vergleich von
Kalenderangaben im Mayakalender und in der christlichen Zeitrechnung, die zusammen auf kolonialzeitlichen
Dokumenten zu finden sind. Allerdings beruht diese Datierung auf der Annahme der Kalenderkontinuität von der
Klassik bis in die Kolonialzeit. Diese Annahme wird in der vorliegenden Arbeit an Hand der Mondserien widerlegt,
so dass sich die Notwendigkeit ergibt,
die klassische Mayakultur neu zu datieren.
Dafür bieten sich astronomische Daten aus der Klassik an, die man mit modernen astronomischen Berechnungen
vergleichen kann. Die Interpretationen von vier astronomischen Ereignissen sind durch den Vergleich von verschiedenen
Quellen vorab auf ihre Genauigkeit und Zuverlässigkeit überprüft worden, um sie anschließend mit einer neu
entwickelten Korrelationssuchmethode für die astronomische Datierung zu verwenden. Das Ergebnis ist, dass es nur eine einzige Lösung bei der Korrelationssuche gibt: Die Korrelationskonstante 660208.
Die neue Datierung verschiebt die klassische Mayakultur (ca. 8.13.0.0.0 - 10.4.0.0.0) um 208 Jahre in der Zeit
von ca. 500 bis 1100 n. Chr. Naturwissenschaftliche Datierungsverfahren, stilistische Entwicklungen in den
Mayaglyphen und mögliche Querverbindungen zu Zentralmexiko bestätigen die neue Datierung, so dass Unstimmigkeiten
und Brüche in der historischen Entwicklung der klassischen Mayakultur wegfallen. Die Promotion diskutiert an
vielen Beispielen die Implikationen einer um 208 Jahre verschobenen Mayachronologie und beschreibt die Höhepunkte
in der Geschichte der Maya-Astronomie.