Der Tzolkin war ein religiöser Kalender, der durch seine besondere Zählweise auffällt. Ähnlich wie bei uns die Wochentage fortlaufend benutzt werden, verwendeten die Maya einmal die Zahlen 1 bis 13 und außerdem 20 Tagesnamen : Imix, Ik, Akbal, Kan, Chicchan, Cimi, Manik, Lamat, Muluc, Oc, Chuen, Eb, Ben, Ix, Men, Cib, Caban, Eznab, Cauac und Ahau. Ein Datum im Tzolkin bestand aus einer Zahl und einem Tagesnamen, z.B. 1 Imix. Die darauf folgenden Tage hießen dann 2 Ik, 3 Akbal, 4 Kan, 5 Chicchan, 6 Cimi, 7 Manik, 8 Lamat, 9 Muluc, 10 Oc, 11 Chuen, 12 Eb, 13 Ben, 1 Ix, 2 Men, 3 Cib, 4 Caban, 5 Eznab, 6 Cauac, 7 Ahau, 8 Imix bis 13 Ahau. Das Datum 1 Imix kehrt nach 13x20=260 Tagen wieder, nach dieser Zeitspanne sind alle Kombinationsmöglichkeiten zwischen den Zahlen und den Tagesnamen vorgekommen.
Eine Tabelle des Tzolkin ist äußerst zweckmäßig. So lassen sich Differenzen zwischen zwei Tzolkindaten durch Abzählen der Spalten, dies sind Vielfache von 20 Tagen, und der Zeilen leicht im Kopf als Mayazahl zur Basis 20 oder als Dezimalzahl ausrechnen.
Beispiele: 1 Imix + 40 = 2 Imix (40 Tage)
4 Ahau bis 9 Kan = 2.5 = 2x20+5 = 45 Tage
12 Lamat + 7.8 = 4 Cib (7.8=7x20+8=148 Tage)
Die Bedeutung der Tagesnamen im religiösen Sinne ist erst in Einzelfällen geklärt. So bedeutet z.B. Cauac soviel wie "Regen" , "Regengott". Bei Aveni (1980,S.147) findet sich eine Konkordanztabelle zwischen den Tzolkinamen der Maya und den übersetzten Namen der Azteken aus Nordmexiko.
Mayaname |
Übersetzung (Kurbjuhn 1989) |
Übersetzung (Jenkins 1995) |
Aztekische Übersetzung (Vaillant 1957) |
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Da der Tzolkin über ganz Mexiko verbreitet war, bei den Azteken hieß er Tonalamatl, bietet diese Tabelle einen Ansatz für die religiöse Bedeutung der Tagesnamen. Eine andere Möglichkeit ist die Übersetzung der Namen aus dem Yukatekischen oder die Analyse der Glyphen selbst.
Der Ursprung des Tzolkin wird einerseits bei den Olmeken vermutet, da diese als erste die Tzolkinglyphen benutzten (Edmonson 1986). Anderseits gibt es die Übereinstimmung der Tzolkinlänge von 260 Tagen mit dem zeitlichen Abstand zwischen den Zenitdurchgängen der Sonne, wenn man sich auf einer geographischen Breite von 15 Grad befindet. Da die Bedeutung der Zenitdurchgänge als Markierungsdaten zur Bestimmung der Jahreslänge für die Maya sehr wichig war und außerdem das Mayazentrum Copan auf 15° n.Breite liegt, ist diese Übereinstimmung sicher nicht zufällig.
Eine andere Erklärung für den Ursprung des Tzolkin liegt in der Bewegung des Mondes und der Sonne. Da der Mond an einen Tag fast den gleichen Winkel am Himmel zurücklegt wie die Sonne in 13 Tagen, kann man 1 Mondtag = 13 Sonnentage setzen. Nun bildet die Zahl 20 die Grundeinheit im Zahlensystem der Maya (20=10 Finger + 10 Zehen) und deswegen kann man sagen: 20 Mondtage = 20*13 Sonnentage.